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"Rote und gelbe Häuser in Tunis", 1914, von Paul Klee. Aquarell und Bleistift auf Papier auf Karton.

© Zentrum Paul Klee, Bern

100 Jahre Tunisreise: Rückkehr nach Tunis

100 Jahre nach der legendären Tunisreise kehren die Maler Macke, Klee und Moilliet mit ihren Werken nach Tunesien zurück.

Für Tunesien ist es ein ganz besonderes Ereignis – 100 Jahre nach der legendären Kunstreise der Maler August Macke (1887-1914), Paul Klee (1879-1940) und Louis Moilliet (1880-1962) nach Tunis, Sidi Bou Said, Kairouan und Hammamet sind rund 30 Werke an den Ursprungsort ihres Entstehens zurückgekehrt. Der Wunsch, die Bilder der legendären Tunisreise im Land ihres Entstehens zu zeigen, das sich zudem erfolgreich auf dem Weg zur Demokratie befindet, bestand natürlich, aber zunächst gab es konservatorische Bedenken. In einer gemeinsamen Anstrengung haben das Goethe-Institut Tunis, die deutsche und die Schweizer Botschaft sowie das tunesische Kulturministerium unter der Ägide der Kunsthistorikerin Anna M. Schafroth dieses Geschenk an die Tunesier wahr gemacht: Im modernen Erweiterungsbau des Bardo-Museums von 2012, das eine der bedeutendsten Sammlungen von römischen Mosaiken weltweit birgt, war es möglich, die klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen herzustellen, die die potenziellen Leihgeber zufrieden stellen. Damit ist Tunis mit dem Bardo-Museum auf der Landkarte internationaler Kunstausstellungen eingetragen, ein kleiner Erfolg auch der deutsch-tunesischen Transformationspartnerschaft.

Mit der Ausstellung „Klee Macke Moilliet –Tunis 2014. Die Offenbarungen des Lichts, 100 Jahre später“, die noch bis zum 14. Februar 2015 zu sehen ist, endet das Jubiläumsjahr dieser legendären Tunisreise, die so bedeutend für Klee und Macke war. Aber auch Louis Moilliet, der Schweizer Maler, der schon 1908 mehrfach das Land bereist hatte und dank dessen Expertise auf Wunsch von Paul Klee die Reise von 1914  realisiert wurde, tritt mit dieser Ausstellung ein wenig aus dem Schatten seiner berühmteren Kollegen. So zeigt sein Werk „Schienenstrang am Golf von Tunis“ von 1910 trotz der realistischen Malweise ein primäres Interesse an der Gestaltung des Raumes durch den Schienenstrang, an dem Spiel von Licht und Schatten und den Farben Tunesiens, dem rotbraunen Land und dem Blau des Himmels und des Meeres. Der prosaische Titel des Bildes lässt erst gar keine Orient-Exotik aufkommen, allein zwei angeschnittene Palmen deuten auf ein südliches Land hin. Später, in den 20er Jahren, reist Moilliet auch nach Marokko – sein Malstil hat sich nun dem geometrischen seines 1914 gefallenen Freundes August Macke angenähert. Allein 20 Werke sind von Moilliet zu sehen, darunter Zeichnungen und Aquarelle von 1914, aber auch Aquarelle aus den 20er Jahren aus Tunesien und Marokko.

Paul Klee ist mit fünf Arbeiten vertreten, darunter das Aquarell „Rote und gelbe Häuser in Tunis“. Von August Macke sind sieben Werke zu sehen, darunter auch „Türkischer Schmuckhändler“, ein kleines, farbenfrohes Ölbild von 1914.

Die Ausstellung in Tunis ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, stellt sie doch ein Band zwischen Tunesien und Europa her, das bisher nur als Einbahnstraße existiert hatte. Für deutsche Kunstfreunde bietet sich nun die einmalige Gelegenheit, nach dem Besuch der Ausstellung im Musée National du Bardo sich in der Medina von Tunis, in Sidi Bou Said, in Hammamet und Kairouan auf Spurensuche zu begeben und dem Empfinden der Maler von vor 100 Jahren nachzuspüren. Und auch heute, besonders an einem klaren sonnigen Tag mit strahlend blauem Himmel, versteht man sofort, warum die Malerfreunde von diesem Licht so begeistert waren.

Musée National du Bardo, Rue Mongi Slim, 2000 Tunis, bis 14. Februar 2015.

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